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Können wir Fliegen?
Völlig losgelöst
von Reinhard Hauke
In den Illustrated News vom 6. Juni 1936 wurde eine einzigartige Folge von Fotos veröffentlicht. Sie zeigten den indischen Yogi Subbayah Pullavar in den verschiedenen Phasen der Levitation, also der Kunst des Schwebens. Damit konnte zum ersten Mal bewiesen werden, dass es sich bei diesem Phänomen nicht um eine hypnotische Halluzination handelte.
Der schwebende Yogi Subbayah
Pullavar © John and Maryse Locke
Den Bericht zu der Fotoserie lieferte der Augenzeuge P.Y. Plunkett, der zusammen mit 150 Anwesenden die rituellen Vorbereitungen Pullavars beobachtete. Die Levitation fand in einem Zelt statt, das vorher mit Wasser bespritzt wurde. Das Tragen von Schuhen mit Ledersohlen war innerhalb des Kreises verboten, und der Yogi betrat allein das Zelt. Ein paar Minuten später entfernten es die Helfer: innerhalb des Kreises schwebte der Yogi in der Luft.
Plunkett und andere Zuschauer traten näher heran. Der Yogi befand sich etwa einen Meter über dem Boden. Er hielt einen stoffumwickelten Stab in der Hand, der ihm nur zum Balancehalten und nicht als Stütze zu dienen schien. Plunkett und ein Helfer untersuchten den Platz um und unter Subbayah Pullavar; sie konnten keine Schnüre oder "unsichtbare" Hilfsmittel erkennen.
Die Darbietung dauerte vier Minuten. Während dieser Zeit wurden auch die berühmten Aufnahmen gemacht, die den Yogi aus verschiedenen Perspektiven zeigen. Der Yogi befand sich in einem Trancezustand. Viele Zeugen waren sich sicher, dass er schwebte.
Nach der Vorführung wurde das Zelt wieder um den Yogi herum aufgestellt. Offenbar sollte niemand das "Herabsteigen" beobachten, doch Plunkett gelang es, durch die dünnen Zeltwände den Vorgang zu verfolgen. "Er benötigte fünf Minuten, um vom oberen Ende des Stabes den Boden zu erreichen. Es handelte sich dabei um eine Entfernung von etwa einem Meter. Als Pullavar den Boden erreicht hatte, trugen ihn seine Helfer zu uns herüber und fragten uns sogar, ob wir versuchen seine Gliedmaßen abzubiegen. Aber selbst die Helfer waren dazu nicht in der Lage." Der Yogi wurde fünf Minuten lang abgerieben und mit kaltem Wasser besprengt, bevor er wieder zu sich kam und seine Gliedmaßen bewegen konnte.
Unglaubliche Fähigkeiten
Noch erstaunlichere Levitationen gelangen dem Spiritisten Daniel Dunglas Home, der im 19. Jahrhundert in den USA lebte und sich als Medium einen guten Ruf erworben hatte. Einer seiner Vorführungen fand in einem vornehmen Haus in London am 16. Dezember 1868 statt. Vor den Augen der geladenen und zum Teil hochrangigen Gäste erhob sich Home in die Luft, schwebte dann aus dem Fenster eines Raumes im zweiten Stock und kehrte durch das Fenster eines anderen wieder ins Haus zurück.
Das Publikum beobachtete die Darbietung mit ehrfürchtigem Staunen und einer der Anwesenden, Viscount Adare, erinnerte sich: "Während der Sitzung versetzte sich Mr. Home in Trance und wurde in diesem Zustand durchs Fenster des Nebenraumes hinausgetragen. Die Entfernung zwischen den Fenstern betrug etwa 2,3 Meter und es befand sich mit Sicherheit kein Gegenstand in dem Zwischenraum."
Einige zeitgenössische und spätere Skeptiker haben jedoch die Authentizität seiner Talente angezweifelt. Sie vermuteten, Homes Levitationsfähigkeit sei das Produkt hypnotischer Suggestion, etwa in der Art des indischen Seitricks, bei dem der Magier das Publikum ablenkt und dessen Wahrnehmung dadurch manipuliert. Trotz solcher Mutmaßungen blieb Homes Ruhm unangetastet.
Die Herrschaft des Geistes über die Materie
Offensichtlich haben mediale Fähigkeiten und religiöser Glaube mit dem Phänomen zu tun. Es gibt Hunderte von Berichten über Levitationen von christlichen und buddhistischen Mönchen. 1902 besuchte Aleister Crowley seinen Landsmann und buddhistischen Mönch Alan Bennett in dessen Kloster in Burma. Auch er war so schwerelos geworden, dass er "wie ein Blatte herumgeweht wurde".
Bereits in der Antike und im späten Mittelalter wird von Heiligen berichtet, die die Kunst der Levitation beherrscht haben sollen. Zu ihnen gehört etwa der Franziskanermönch St. Joseph Copertino, der im 17. Jahrhundert lebte und bei emotionaler Erregung stets in der Luft schwebte. Einmal blieb Joseph zwischen den Ästen eines Olivenbaums hängen, nachdem er vor den Augen seiner erstaunten Mitbrüder nach oben geschwebt war. Ein andermal begann er während der Messe zu schweben und landete auf den brennenden Kerzen des Altars. Josephs nicht kontrollierbare Fähigkeit führte schließlich dazu, dass er von allen offiziellen Aufgaben befreit wurde und den Rest seines Lebens betend zubrachte.
Ungewöhnliche Fälle von spontaner Levitation sind jedoch auch von ganz "normalen" Menschen bekannt. So berichtet der Kuriositätensammler Charles Fort von dem 12jährigen Henry Jones aus Shepton Mallet, der 1657 mehrfach beobachtet wurde, wie er sich in die Luft erhob. Einmal konnte er die Zimmerdecke mit den Händen berühren, und ein anderes Mal schwebte er 27 Meter durch die Luft. Diese Fähigkeit hielt nur ein Jahr an, dennoch lief daraufhin das Gerücht um, der Junge sei "verzaubert".
Ein anderer Fall stammt aus den Jahren zwischen 1981 und 1986 und wurde von dem Psychiater Berthold Schwarz auf Video dokumentiert. Er beschreibt die Levitationen des Peter Sugleris, Amerikaner griechischer Abstammung aus New Brunswick, New Jersey. Sulgaris konnte in einem Trancezustand knapp eine Minute lang etwa einen halben Meter über dem Boden schweben.
Geballte Willenskraft
Die vielen Augenzeugenberichte über Levitationen deuten darauf hin, dass vielleicht mehr hinter diesem Phänomen steckt als bloße Manipulation und Sinnestäuschung, wie sie in den Shows der großen Zauberkünstler etwa in dem Trick "Schwebende Jungfrau" angewandt werden. Allerdings wurde auch keine Levitation jemals hinreichend wissenschaftlich untersucht. Die Ereignisse bleiben daher spekulativ.
Ein beliebtes Partyspiel zeigt, wie leicht mit Hilfe eines Tricks bereits der Zustand halber Schwerelosigkeit erreicht werden kann: Ein schwergewichtiger Mann sitzt auf einem Stuhl, und vier Gäste legen ihre Zeigefinger in seine Achselhöhlen und Kniekehlen. Es gelingt ihnen nicht, ihn hochzuheben. Dann halten sie die Hände über seinem Kopf übereinander, wobei diese sich nicht berühren dürfen, und konzentrierten sich etwa 15 Sekunden lang. Einer von ihnen gibt ein Zeichen, darauf legen sie rasch ihre Finger in Achselhöhlen und Kniekehlen des "Opfers", der prompt federleicht nach oben schnellt.
Die geballte Konzentration von vier Menschen auf ein einziges, "unmögliches" Ziel könnte die verborgene magische Kraft des menschlichen Willens freisetzen. Eine andere Theorie lautet, dass hier eine unbekannte natürliche Kraft, vielleicht die gleiche, welche die Wünschelrute lenkt, wirksam wird und die Gravitation außer Kraft setzt.
Levitation besiegt Gravitation
Möglicherweise handelt es sich bei der Levitation um eine längst verlorene menschliche Fähigkeit, die heute nur noch von sehr wenigen praktiziert wird. Im Hinduismus und Buddhismus gilt die Meditation als Schlüssel zur Erlangung dieses Talents; sobald durch harte körperliche und geistige Übungen die reine Vereinigung zwischen Verstand und Körper erreicht ist, wird auch die Schwerelosigkeit überwunden und die Fähigkeit des Schwebens erlangt.
Gibt es ein Gesetz der Levitation, eine Art Geheimformel, die der Eingeweihte anwendet, bevor er vom Boden abhebt? Ohne Zweifel stößt die Wissenschaft hier an die Grenzfragen nach den verborgenen physischen und psychischen Möglichkeiten des Menschen. Vielleicht sind wir wirklich fähig, mit dem Willen die Schwerkraft zu überwinden.
In jedem Fall ist die Fähigkeit, frei wie ein Vogel durch die Luft zu fliegen ein Traum, den wohl jeder schon einmal geträumt hat. Einige Forscher vermuten daher, Massenhalluzinationen von Levitation könnten durch die unterbewusste Sehnsucht nach der Erfüllung unserer Träume hervorgerufen werden. Die Frage bleibt nur, ob der Einfluss bei allen Personen tatsächlich so groß ist, dass sie gleichzeitig dieselbe, scheinbar nicht existierende Sache wahrnehmen.
Andere Wissenschaftler glauben, dass es sich auch bei den überlieferten "Flügen" von Menschen des Altertums nicht um körperliche Fortbewegung handelte, sondern um körperlose Erfahrungen oder Astralreisen. Tatsächlich gibt es Menschen, die aus einem Traum erwachen und fest davon überzeugt sind, dass sie fliegen können. Glücklicherweise werden sie meist durch den Anblick ihrer Umgebung wieder auf den Boden der Realität gebracht, bevor sie einen folgenschweren Versuch unternehmen.
Quelle: Freenet.de
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